Damit nicht das Missverständnis aufkommt, ich hätte etwas gegen Inhalte in Filmen oder in der Kunst: Das Gegenteil ist das Problem - Inhalt kann man kaum verhindern!

Die Künstler der abstrakten Malerei können ein Lied davon singen. "Die Gedanken sind frei" heißt es im Volkslied. Man kann den Rezipienten ja nicht seine Assoziationen verbieten. Es soll auch Leute geben, die sowieso immer nur an das Eine denken...

Herr Rohrschach, der Erfinder des nach ihm benannten Tests, hatte das irgendwann entdeckt. Man kleckse auf Papier, falte und presse es so, dass es symmetrisch wird - und schon konstruiert unser Gehirn „den Raub der Sabinerinnen.“ Rohrschach wurde mit seinen Klecks-Bildern reich und berühmt, weil er einen Trick benutzte: Er sagte seinen Patienten nicht, dass er alles, was dem Kleckse-Betrachter einfiel, gegen ihn verwenden würde. Nur so konnte Herr Rohrschach und alle ihm nachfolgenden Therapeuten an ungefilterte Geheimnisse des Patienten kommen, und nur so konnte er ihn für Monate an die Therapeuten-Coach fesseln. 

Roman Polanski wurde für arrogant gehalten, als er in einer Pressekonferenz den Journalisten auf die Frage, was er denn mit seinem Film "WAS" sagen wolle, entgegnete: 

"Wenn ich eine Botschaft hätte, würde ich sie mit der Post schicken."

Dabei ist dieser Satz sehr klug; denn er verweist auf das Medium.  „Um 5 Uhr Angriff - Ortseingang!" ist eine Botschaft, die zum Medium Reiter auf Pferd, mit wehendem Mantel und Depesche passt; aber für einen 90 Minuten Spielfilm erbärmlich wäre.

Gute Kunst gehört zu den wenigen Dingen in unserer Welt, die sich nicht sofort auf einen Begriff bringen lassen. Das bedeutet Arbeit, und das halten Menschen immer weniger aus, da es heute von Geburt an, für alles und jedes ein Manual gibt.

Es existiert eine gigantische „Lassie-Industrie“; überall verkleiden sich Menschen als Collies, erklären uns die Welt und sagen uns, was wir denken müssen.

"Man merkt die Absicht und ist verstimmt" sagt jemand in einem Theaterstück von J.W. von Goethe.(Tasso)

Ein guter Film, oder gute Kunst, können mich so ins Hirn treffen, dass es mein Leben verändert. Das ist zwar selten, aber deshalb um so wirkungsvoller.

In der Regel sind wir aber von "Lassies" umstellt, die uns anbellen.

Das einzige Medium, das bellen darf ist die Werbung:

"Los, Du sollst diese Seife kaufen, aber ein bisschen dalli!“